Dies teilte Gesundheitsministerin Katrin Altpeter bei der Veröffentlichung dieser gendersensiblen Gesundheitsberichterstattung mit. Auch für Baden-Württemberg zeige sich für Jungen und Männer eine starke Soziallageabhängig-keit ihrer gesundheitlichen Lage wie auch ihres Gesundheitsverhaltens, ergänzte die Ministerin.
Die männliche Lebenserwartung bei Geburt beträgt dem Bericht zufolge aktuell 79,2 Jahre und ist damit die höchste bundesweit. Auch der Lebenserwartungsunterschied zwischen Jungen und Mädchen ist vergleichsweise gering, liegt jedoch immer noch bei 4,4 Jahren. Beides spiegelt nach den Erkenntnissen der Forscher vor allem die geringe Sterblichkeit an Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen wider und ist in erster Linie der guten sozialen Situation in Baden-Württemberg zu verdanken.
Ministerin Altpeter wies jedoch darauf hin, dass der insgesamt sehr positive Gesamtbefund für Jungen und Männer in Baden-Württemberg nicht für alle Ge-sundheitsbereiche, nicht für ganz Baden-Württemberg und auch nicht für alle Jungen und Männer gleichermaßen gilt. Soweit möglich seien die Analysen in dem Bericht bis auf die Ebene der Stadt- und Landkreise durchgeführt worden, so die Ministerin.
Dabei zeigten sich z.T. erhebliche regionale Unterschiede in der Jungen- wie der Männergesundheit. Ministerin Altpeter begrüßte den Vorschlag der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, spezifische Probleme der Jungen- und Män-nergesundheit in den Kommunalen Gesundheitskonferenzen in Baden-Württemberg aufzugreifen.
Landesweit gegenüber Deutschland erhöht ist dem Bericht zufolge die männliche Sterblichkeit an Verletzungen, v.a. an Unfällen. Diese betrifft insbesondere die Altersgruppen ab 65 Jahren. Dieses zunächst einmal Besorgnis erregende Ergebnis korrespondiert nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler jedoch mit Befunden aus anderen Datenquellen, die zeigen, dass ältere Männer in Baden-Württemberg sportlicher sowie seltener pflegebedürftig sind als deutschlandweit. Bundesweite Vergleiche zeigten außerdem, dass Männer in Baden-Württemberg häufiger von Freizeitunfällen betroffen sind und dass Verunglückte im Straßenverkehr häufiger auf Fahrrad oder Motorrad unterwegs waren. „Es zeigt sich eine Befundlage, die darauf hindeuten könnte, dass ältere Männer in Baden-Württemberg insgesamt überdurchschnittlich aktiv sind und evtl. genau deswegen auch häufiger tödliche Unfälle erleiden", so die vorsichtige Bewertung dieses Sachverhaltes in der Studie.
Auch die männliche Suizidsterblichkeit ist in Baden-Württemberg laut dem Bericht im bundesweiten Vergleich seit Jahren leicht erhöht. Dies betreffe insbesondere die Altersgruppe der 55 bis 60 Jahre alten Männer, die stark vom Ausscheiden aus dem Beruf oder der Aussicht darauf geprägt sei. Die Ergebnisse könnten dem Bericht zufolge darauf hinweisen, dass die „eigentlich ja durchaus positive männliche Verbundenheit mit der Arbeit in Baden-Württemberg noch stärker ausgeprägt ist und das Bevorstehen des altersbedingten Ausscheidens aus dem Beruf zu psychischen Problemen führt". Hier plädieren die Autoren für eine Verstärkung des „psychischen Arbeitsschutzes" im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Ergänzende Informationen
Der umfangreiche Bericht mit einer Fülle von Tabellen und Schaubildern ist auf der Homepage des Sozialministeriums und des Gesundheitsdialogs zu finden.
Er bringt grundlegende Daten zur gesundheitlichen Lage von Jungen und Männern in Baden-Württemberg (Todesursachen, Lebenserwartung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Diabetes, psychische Störungen, Unfälle), er schildert die sozialen Rahmenbedingungen von Gesundheit und befasst sich auch mit der Männergesundheit in der Arbeitswelt. Zum Schluss geht der Bericht auch ausführlich auf die jungen- und männerbezogene Gesundheitsförderung und Prävention ein.
„…Männergesundheit ist erfahrungsgemäß ein Thema mit hohem Unterhaltungswert, sehr dankbar für Cartoons und Video-Clips. Der kürzlich veröffentlichte erste Männergesundheitsbericht des Robert Koch-Instituts führte u.a. prompt zu einer Glosse im Ärzteblatt mit dem Titel „Selbst schuld" (Schmedt 2015). Warum ist Männergesundheit so unterhaltsam? Der Witz entsteht durch die Spannung, die schon dem Begriff „Männergesundheit" zu eigen ist, der gefühlten Paradoxie zwischen den Begriffen „Mann" und „Gesundheit". Und damit sind wir schon mitten im Thema…"
Erstellt wurde der Bericht vom Steinbeis-Transferzentrum Gesundheits- und Sozialforschung im Auftrag des Sozialministeriums unter der Leitung von Professor Bertram Szagun.
Quelle: Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg